Frauen im Berufsleben

Frauen im Berufsleben zwischen Klischee und Realität: Bezahlung, Karriere, Vereinbarkeit

Birgit Weinmann bezog Stellung bei Liberaler Runde der FDP

Der Lohn-Rückstand von Frauen zu Männern sei in Deutschland, neben Österreich und Estland, am stärksten ausgeprägt im europäischen Vergleich. Und dies, obwohl beim höchsten Schulabschluss die Frauen vorne lägen, denn es gebe mehr Abiturientinnen als Abiturienten. Auf diese durchaus konträren Sachverhalte wies Birgit Weinmann aus Malsch bei der jüngsten Liberalen Runde der FDP Wiesloch-Südliche Bergstraße hin. Das Vorstandsmitglied der Landesgruppe Baden-Württemberg des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen hielt einen Vortrag über „Frauen im Berufsleben zwischen Klischee und Realität: Bezahlung, Karriere, Vereinbarkeit“.

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v.l.: Birgit Weinmann, Bernd Lang

Melanie Abt überbrachte zu Beginn die Grüße ihres Ehemannes, des FDP-Landtagskandidaten Jürgen Abt. Sie erklärte: „Unsere Babysitterin ist kurzfristig ausgefallen, aber bei uns zu Hause ist Gleichberechtigung gelebte Realität. Darum kümmert sich mein Mann heute Abend um unseren Sohn. Und ich kann hier sein zum Thema ‚Frauen im Berufsleben‘.“

Zu Beginn der Arbeitsaufnahme hätten beide Geschlechter noch die gleichen Chancen, stellte Weinmann fest. „Aber ab dem Alter von knapp 30 Jahren erkennt man deutlich, dass sich die Lohnkurve der beiden Geschlechter trennt“, sagte sie. Während das Einkommen der Männer dann nochmals deutlich ansteige, stagniere das Einkommen der Frauen. Als wesentliche Gründe dafür nannte Birgt Weinmann die Geburt des ersten Kindes und eine daraus resultierende Teilzeitbeschäftigung, die von Arbeitgebern als schlechter eingeschätzt bzw. entlohnt werde. Eine weitere Ursache sei, dass Frauen eher auch die Pflege von Eltern und Schwiegereltern übernähmen. „Damit in den unterschiedlichen Lebensabschnitten die Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf gegeben ist, sind Frauen eher bereit eine Tätigkeit auszuführen, die weit unter ihrer Qualifikation liegt“, konstatierte die Referentin. Damit einher gehe ein geringeres Einkommen im Vergleich zu Männern.

Birgit Weinmann benannte jedoch nicht nur die Ursachen, sondern wies auch auf Lösungsmöglichkeiten hin. Als Auditorin der „berufundfamilie Service GmbH“ begleitet sie Firmen, Institutionen und Hochschulen bei der Umsetzung einer Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hierbei stellte sie ein Umdenken in der Führungsebene der Wirtschaftsunternehmen fest, nicht zuletzt „aufgrund der Tatsache, dass viele Männer im Hinblick auf die Geburt der Kinder auch Elternzeit in Anspruch nehmen“. Im Hinblick auf die Vielfalt der Lebensentwürfe der Familien hätten viele Firmen erkannt, dass es qualifizierte Teilzeitkräfte gebe, deren Potential unentdeckt geblieben sei, erklärte Weinmann. Die „berufundfamilie Service GmbH“ suche mit dem Arbeitgeber verschiedene Lösungen, um den Arbeitsplatz für Teilzeitkräfte attraktiver zu gestalten und um dadurch die Motivation der Mitarbeiter zu steigern.

Weinmann empfahl dazu unterschiedliche Ansätze je nach Größe und Tätigkeitsfeld einer Firma. Mittels dafür entwickelter Tools sei die tatsächliche Entgeltlücke zu ermitteln. Das Thema Teilzeitarbeit müsse verknüpft werden mit Fachkräftegewinnung, Demografie und entsprechenden Personalkonzepten. Firmen sollten eine familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik betreiben und insbesondere das Elternzeitmanagement optimieren. Eine solche Personalpolitik sei auf alle Beschäftigten auszurichten, nicht nur auf Frauen. Bei den Karrierewegen solle verstärkt „Führung in Teilzeit“ ermöglicht werden. Anforderungsprofile für Arbeitsstellen, Ausschreibungen und Beurteilungsprozesse seien daraufhin zu überprüfen.

Bernd Lang, Wieslocher Stadtrat und Vorstandsmitglied des FDP-Ortsverbands, dankte Birgit Weinmann herzlich für ihren aufschlussreichen Vortrag. Er erklärte: „Jede Familie solle frei wählen können, wie sie ihr Leben gestaltet.“ Es dürfe nicht sein, dass Familien, die Beruf und Familie in Einklang zu bringen versuchen, schlechter gestellt würden.