Nein zum Fachmarktzentrum

Nein zum Fachmarktzentrum

Mängel des Konzepts zu groß

Erklärung der FDP Wiesloch-Südliche Bergstraße vom 20.07.2010:

Es ist hoch anerkennenswert, dass sich die Stadt nachhaltig um die zumindest teilweise Beseitigung des städtebaulichen Schandflecks rund um das alte ENBW-Gelände bemüht. Ein Investor ist nun bereit – angeblich ohne Zusatzkosten für die Stadt – viel Geld in ein Fachmarktzentrum zu investieren und auch noch die notwendige Straßenverlegung zu finanzieren. Da aber laut Gutachten des Investors „umfassende Maßnahmen zur Attraktivierung der Anbindung des Fachmarktzentrums an die innerstädtischen Haupteinkaufslagen (z.B. durch einheitliche Bodenbeläge, Begrünung …. etc.)“ und natürlich auch Schallschutz- und sonstige Infrastrukturmaßnahmen, wie Gas-/Abwasser-/Stromanschlüsse unbedingt benötigt werden, fragen wir uns, wer soll das bei einem stetig steigenden Schuldenberg der Stadt bezahlen.

Es ist von uns unbestritten, dass zusätzliche Geschäfte von vielen Bürgern zunächst als etwas Positives empfunden werden, und dass Konkurrenz das Geschäft belebt. Es ist aber auch der in der Stadt vorhandene Einzelhandel in seiner Existenz zu schützen und sicherzustellen, dass die Innenstadt nicht zur Kneipenmeile mit Billigheimern wird und die soliden Fachgeschäfte verloren gehen. Die Bürger in und um die Innenstadt zahlen dann die Zeche. Folgt man allerdings dem vom Investor beauftragten Gutachten, besteht da keine Gefahr da die “Verkaufsflächenausstattung in der Stadt insgesamt derzeit als stark unterdurchschnittlich zu bezeichnen ist“. Es zieht aber leider unverständlicherweise(?) Städte wie Geislingen auf der Schwäbischen Alb oder Schramberg im Schwarzwald als Beweis heran, die außerhalb von Ballungsgebieten und mit großen Einzugsbereichen liegen, in denen es bestenfalls noch ein paar Tante-Emma-Läden gibt. Da ist Wiesloch als Teil der Metropolregion mit den vielen nahegelegenen Konkurrenten im Einzelhandel schlichtweg nicht vergleichbar.

Nun wird ja behauptet, dass ein Fachmarktzentrum das Geschäft in der Innenstadt beleben soll. Es ist halt nur die Frage, in welchem Umfang wirklich jemand mit vollen Einkaufstaschen anschließend noch in die Innenstadt geht, um dort beim Metzger, Bäcker oder Buchladen einzukaufen. Wir haben da unsere Zweifel.

Es ist ja das große ehrenwerte Ziel “einen Teil der Kaufströme, die heute ins Umland fließen zurückzuholen“ und als Mittelzentrum besser die Gemeinden Rauenberg, Dielheim, Malsch etc., natürlich nicht Walldorf oder Leimen, zu versorgen. Das führt zu weniger Verkehr, der aus der Stadt herausfließt, aber dafür zu mehr innerhalb der Stadt jetzt zum zentrumsnah gelegenen Fachmarktzentrum. Bei der jetzt geplanten Verkehrsführung (ohne die Tuchbleiche zu benutzen) bedeutet dies beispielsweise, dass Kunden, die aus dem Norden der Stadt zum neuen REWE- Fachmarktzentrum in der Güterstraße mit dem Auto wollen, mehr Wegstrecke haben als zum alten REWE. Schon ohne die zusätzlichen Kunden, die aus den umliegenden Gemeinden ja jetzt kommen sollen, wird die Verkehrsbilanz also negativ sein. Und das Ganze konzentriert sich unbestritten auf die Güter- und Hauptstraße und Schwetzingerstrasse und ihre Anwohner. Der Gemeinderat und der Oberbürgermeister müssen sich da unserer Meinung nach schon zu Recht fragen lassen: Wie halten sie es eigentlich mit Ihrer Agenda 21? Da steht: “Die Siedlungsstrukturen werden so geplant oder verändert, dass das Verkehrsaufkommen sinkt“. Da ist es kein Wunder, wenn sich Bürger nicht mit einer Aussage, dass früher mit dem Bahnhof noch mehr Verkehr war, abspeisen lassen wollen und Bürger in die außerparlamentarische Opposition gehen und eine ach so “ärgerliche“ Bürgerinitiative gründen. Wir stellen fest: Das Vertrauen in unsere Verwaltung und den Gemeinderat schwindet immer mehr. Das Risiko von Klagen steigt immer mehr. Wir hoffen, die Stadt hat vorgesorgt.

Eine wichtige Verbindungsstrasse, wie die untere Hauptstrasse für den stadtauswärts fließenden Verkehr einfach zu sperren und damit weiteren Umleitungsverkehr zu erzeugen ist nicht durchdacht. Auch erneut Fakten wie bei der Äußeren Helde zu schaffen, um dann später zu prüfen, ob man die Tuchbleiche nicht doch für den uneingeschränkten Durchgangsverkehr freigibt, ist für uns kein Teil eines schlüssigen gesamtstädtischen Verkehrskonzeptes, das wir stets fordern.

Fazit: Auch wenn man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen soll, wir haben es dennoch getan. Für uns FDP sind die Mängel dieses Konzeptes zu groß. Wenn ein Fachmarkt überhaupt Sinn machen soll, dann vielleicht in der Nähe des jetzigen REWE, aber nicht an dieser trickreich als “Sondergebiet Einzelhandel“ ausgewiesenen Stelle. Dort brauchen wir wie von uns schon 2005 festgeschrieben eine attraktive Wohn- und ev. Bürobebauung mit der dazu notwendigen Nahversorgung.