Rezepte zur Belebung der Innenstadt

„Verödung des Wieslocher Stadtkerns bedrückt mich“

Der „Tankwart“ an der Historischen Stadt-Apotheke Dr. Suchy erläuterte bei FDP-Veranstaltung Rezepte zur Belebung der Innenstadt

Der langjährige Exodus des Handels aus Wieslochs Innenstadt habe zwischenzeitlich eine kritische Größe erreicht. Diese Bestandsaufnahme zog der parteilose Dr. Adolf Suchy (Stadtapotheke) bei der jüngsten Liberalen Runde der FDP in seinem Vortrag „Zur Lage der Kernstadt Wiesloch unter Berücksichtigung von Handel, Gastronomie und Tourismus“. Als Gegenmittel empfahl er „eine gesunde Mischung aus Exklusivhandel, Dienstleistern, Gastronomie, bezahlbaren Wohnräumen und Tourismus“. Wichtig sei eine attraktive Kombination, die es anderswo so nicht gebe. „Zunächst aber müssen die hiesigen Kommunalpolitiker miteinander reden und einen Konsens dazu finden“, erklärte Suchy. Und FDP-Landtagskandidat Jürgen Abt ergänzte, dass Wiesloch und die umliegenden Gemeinden „bei der Tourismusförderung zum gemeinsamen Nutzen zusammenwirken“ sollten.

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v.l.: FDP-Landtagskandidat Jürgen Abt, FDP-Stadtrat Bernd Lang, Dr. Adolf Suchy (Stadtapotheke Wiesloch), FDP-Vorstandsmitglied Arved Östringer

Als positiv in Wiesloch würdigte Suchy die Wohnqualität, das intensive ehrenamtliche Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger und die für Touristen durchaus mögliche vorhandene Attraktivität. Demgegenüber stünden jedoch eine Reihe von besorgniserregenden Sachverhalten. „Ich beobachte eine zunehmende Entvölkerung der Innenstadt während der Geschäftszeiten, erst recht in den Abendstunden und an ‚ereignislosen‘ Wochenenden“, sagte der Diplom-Chemiker. Kunden erledigten ihre Einkäufe für den täglichen Bedarf bequemer an der Stadtperipherie oder per Internet. Wenn Menschen nicht mehr in die Kernstadt kämen, weil sie keinen Anlass dazu hätten oder weil der Weg mit Hindernissen gepflastert sei, dann „ist jeglicher Werbeversuch dafür nur eine Verschwendung von Ressourcen“, warnte Adolf Suchy. Mit Ausnahme der Palatin-Tiefgarage seien die Parkhäuser zu eng und müssten umgestaltet werden. „Wer dort oder auf dem Weg dorthin einmal seinen Wagen beschädigt hat, kommt nicht mehr in die Innenstadt“, stellte er fest. Zudem weise der Fußweg über den Röhrbuckel Stolperlöcher auf und sei im Winter beinahe unpassierbar. Ein Nachdenken über die Verlagerung von Ärztehäusern an die Peripherie oder Gedankenspiele zur Auslagerung des Wochenmarkts bezeichnete Suchy als äußerst kontraproduktiv, wenn es nicht zugleich Vorschläge zur Fortentwicklung der Kernstadt gebe.

Für den Tourismus biete die Weinstadt sehr gute Voraussetzungen mit dem historischen Sehenswürdigkeiten, mit Kunstwerken auch im öffentlichen Raum, mit Ausstellungen und Veranstaltungen. Auf dieser Grundlage solle der Tourismus konsequent gefördert werden. „Dadurch würde die Ansiedlung oder der Verbleib von Handel, Dienstleistern und Gastronomie wieder attraktiv“, hob Adolf Suchy hervor. Und wenn Menschen oder Vereine sich zum Wohle der Stadt Wiesloch in eigener Initiative für Stadtmarketing und Tourismusförderung einsetzten, solle deren Einsatz auch als gemeinnützig hervorgehoben werden, schlug er vor.

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„In jedem Fall ist dringend eine Diskussion über die Zukunft der Kernstadt zu beginnen, weil jegliches Weiterdümpeln nur schädlich sein kann“, unterstrich Suchy am Ende seines Vortrags. Anschließend nutzten die FDP-Mitglieder und weiteren Besucher der Liberalen Runde die Gelegenheit zu intensiven Diskussionen mit ihm. Stadtrat Bernd Lang verwies auf die Ankündigung des neugewählten Oberbürgermeisters Dirk Elkemann, sich dieser Themen anzunehmen. Er lobte die Zusage Elkemanns, unter Beteiligung der Bürger die Erstellung eines Leitbilds der Stadt Wiesloch wieder aufzugreifen. „In diesen Leitbildprozess werde ich als FDP-Stadtrat mich gerne einbringen und über dessen Fortschritt berichten“, erklärte Lang.