Freie Demokraten sprachen mit Wieslocher Einzelhändlern und Verwaltung
Manche Ladeninhaber blieben auf gerade erst beschaffter saisonaler Ware sitzen wegen plötzlich angeordneter Schließungen in der Corona-Pandemie. Langfristige Baustellen und ein fehlendes Parkleitsystem erschwerten die Erreichbarkeit von Geschäften für Kunden. An Samstagen kämen trotz des dann kostenlosen Parkens nur wenige Käufer. Diese und weitere Themen liegen Wieslocher Einzelhändlern am Herzen oder manchmal gar wie ein Stein auf der Brust. Ein offenes Ohr dafür hatten die FDP-Landtagsabgeordneten Niko Reith als wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion und Julia Goll als stellvertretende Fraktionsvorsitzende bei einem Rundgang vor Ort zusammen mit regionalen Freien Demokraten. Dazu eingeladen hatte der Wieslocher FDP-Stadtrat Prof. Dr. Thorsten Krings, der an dem von Reith und Goll gewählten Datum allerdings wegen anderer Verpflichtungen nicht teilnehmen konnte.
„Persönlicher politischer Dialog ist uns sehr wichtig für unsere Arbeit im Parlament“, erklärte Reith. Das Anliegen sei, vor Ort über Auswirkungen, Erwartungen und Forderungen zu sprechen. Deshalb biete die FDP-Fraktion in verschiedenen Städten Baden-Württembergs den persönlichen Austausch mit Einzelhändlern, Gastronomen und Innenstadt-Akteuren an. Innenstädte und der stationäre Einzelhandel hätten bereits vor der Corona-Pandemie besonders gelitten. Verödung, Geschäftsaufgaben und Leerstände seien Probleme, die sich zweifelsohne mit der Pandemie weiter verschärft haben. Kernfragen seien, welche Chancen genutzt werden müssen und welche Maßnahmen ergriffen.
(Fotos:Sara Maus)
In Wiesloch besuchten die Freien Demokraten die Unternehmen Schreibwaren Krauser, Schuh Wolf, tegedu Feinkost, Mode Direkt und TietziMietzi Stoffe. Deren Inhaber und die Politiker führten intensive und offene Gespräche. Dabei ging es auch um die Schwierigkeit, Auszubildende für den Einzelhandel zu finden. Als Qualifikation dafür wäre meistens nur ein Hauptschulabschluss erforderlich, und die richtige Motivation von Bewerbern sei wichtiger für einen Ausbildungserfolg als ein formal qualifizierender Schulabschluss. Außerdem sei die Beantragung von Corona-Hilfen sehr bürokratisch gewesen, und in einer Reihe von Fällen sei unklar geblieben, ob die Geschäftsleute auf solche Leistungen Anspruch hätten oder nicht. Unklar sei bisher, welche Corona-Regeln im Herbst kämen und worauf die Einzelhändler sich dann vorbereiten müssten. Ein Pluspunkt dagegen sei das Vorhandensein von medizinischen Einrichtungen in der Innenstadt, denn viele Bürger würden einen Arzttermin mit anschließenden Geschäftsbesuchen und Einkäufen verbinden. Auf Seite der Freien Demokraten an den Gesprächen teil nahmen neben den Landtagsabgeordneten Reith und Goll der Vorsitzende des FDP-Kreisverbands Rhein Neckar Alexander Kohl, der Vorsitzende des Liberalen Mittelstands Kurpfalz Dr. Michael Kunzmann und die beiden Vorstandsmitglieder des FDP-Ortsverbands Wiesloch-Südliche Bergstraße Friso Neumann und Dr. Matthias Spanier.
Auf die Besuche in den genannten Geschäften folgte ein Runder Tisch im Alten Rathaus Wiesloch mit Oberbürgermeister Dirk Elkemann, der für Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Verwaltungsmitarbeiterin Ines Adam, dem Vorsitzenden des Vereins Stadtmarketing Uwe Dörner, dem Geschäftsführer der IHK Rhein-Neckar Andreas Kempff und dem Stadtmarketing-Vize und Palatin-Geschäftsführer Matthias Eckstein. Elkemann sah die Anzahl der Parkplätze in Wiesloch als genügend an und plädierte dafür, dass die lokalen Geschäfte auch samstags öffnen. Ziel müsse nach seinen Worten sein, die Kunden durch attraktiven Handel und Gastronomie zu einem längeren Verweilen in der Innenstadt zu bewegen.
Niko Reith erklärte, die Entscheidung über Anzahl und Datum verkaufsoffener Sonntage solle individuell vor Ort verbleiben. Der wirtschaftspolitische Fraktionssprecher wies darauf hin, dass dem Arbeitskräftemangel durch das Zuwanderungsgesetz entgegengewirkt werde. Für den Einzelhandel seien flexible Konzepte nötig. Für die oft inhabergeführten Fachgeschäfte müsse es eine Stärkung von Einkaufsformaten geben. Von Vorteil sei die Einführung eines Parkleitsystems oder eine App, mit der freie Parkplätze angezeigt werden. Niko Reith konstatierte „Zu einer lebendigen Innenstadt gehört ein gesunder Mix aus Einzelhandel, Gastronomie, Arbeiten und Wohnen.“ Im Interesse der kleinen und mittelständischen Unternehmen, so Reith und Goll, setze die FDP-Landtagsfraktion sich auch für einen Bürokratieabbau ein. Überflüssige Regulierungen sollten abgebaut werden, damit Firmen wieder Freiräume erhalten und entlastet werden. Reith lud Unternehmer ein, unsinnige Vorschriften und umständliche Verwaltungsprozesse zu melden online auf der Internetseite www.fdp-dvp-fraktion.de/vorschlag-fuer-den-buerokratieabbau. Im Herbst dieses Jahres werde die FDP-Landtagsfraktion auf Grundlage der Gespräche vor Ort und der online eingegangenen Vorschläge eine parlamentarische Initiative starten.