Wie ist die Situation für Senioren in Wiesloch?

Expertinnen referierten auf Einladung der FDP

FDP-Veranstaltung „Senioren in Wiesloch“ im Sitzungssaal des Alten Rathauses.
V.l.: Friso Neumann, Sandra Oswald, Erika Schultze, Robert Blum
(Foto: Helmut Pfeifer)

Wiesloch. (hds) Die Zahl der Menschen, die über 65 Jahre sind, wird bis 2035 auf über 27 Prozent steigen, vor rund 20 Jahren waren es dagegen 17 Prozent. Grund genug, sich frühzeitig Gedanken zu machen, wie man mit dem ständig größer werdenden Anteil älterer Personen umzugehen hat. Erika Schultze, die Vorsitzende des Stadtseniorenrats in Wiesloch, und Sandra Oswald, die Gründerin der Initiative „Wiesloch für alle“, standen dazu Rede und Antwort, zeigten das bestehende Programm auf und stellten dar, was noch zu tun ist. Eingeladen hatte die FDP Wiesloch-Südliche Bergstraße in den Bürgersaal des Alten Rathauses. Das Fazit des Abends: Seniorinnen und Senioren sollen „hinter dem Ofen“ hervorgelockt werden, um so noch aktiv am Geschehen in der Stadt teilzuhaben.

Schultze gab zunächst einen Überblick über die Aktivitäten des Stadtseniorenrats, der vor 32 Jahren gegründet wurde. „Wir stehen vor einer großen Herausforderung“, sagte sie und verwies auf die Prognose, dass sich bis 2050 der Anteil der „Hochaltrigen“ (über 85 Jahre) nahezu verdoppeln werde. Gründe seien eine bessere medizinische Versorgung und eine optimierte Ernährung. Aber, so Schultze, einhergehend müsse dabei ein eingeschränkter kognitiver Rückgang in der Alltagskompetenz mit einbezogen werden. „Deshalb kommen wir nicht umhin, uns um diese Generation zu kümmern, sei es auf den Gebieten der Versorgung, des Wohnens, des gesellschaftlichen Netzwerks oder der Pflege“, mahnte sie an. Der Stadtseniorenrat arbeitet mit rund 20 Institutionen und Einrichtungen zusammen, mit dabei unter anderem die Stadt, die Bürgerstiftung, die Wieslocher Frauen sowie Malteser und DRK. “Wir kümmern uns unter anderem um das Thema Demenz und wollen speziell dafür Patinnen und Paten finden, die sich um Menschen mit diesem Krankheitsbild kümmern“, kündigte sie an. Es gehe dabei nicht um pflegerische Aufgaben, sondern eher um eine Entlastung der Angehörigen.

FDP-Veranstaltung „Senioren in Wiesloch“ im Sitzungssaal des Alten Rathauses.
V.l. Friso Neumann, Sandra Oswald, Erika Schultze.
(Foto: Helmut Pfeifer)

Sie erwähnte außerdem die Rettungsdose, ein gemeinsames Projekt mit der Bürgerstiftung. „Darin sind die persönlichen Daten enthalten und ein mögliches Krankheitsbild beschrieben“, klärte sie auf. Für Rettungskräfte vor Ort eine wertvolle Hilfe bei einem Notfall. Auch eine Zusammenarbeit mit dem Jugendgemeinderat finde regelmäßig statt, um sich so mit jungen Leuten über die Probleme der Älteren auszutauschen. Schultze zählte das bisher Erreichte wie Behindertenparkplätze, Signaleinrichtungen an Fußgängerampeln für Menschen mit Sehproblemen und einen runden Tisch auf, bei dem man sich um die unterschiedlichen Belange betroffener Menschen austausche. Auch werde man sich in Sachen Hörgesundheit gemeinsam mit der Volkshochschule Südliche Bergstraße und dem Kreisseniorenrat kümmern. Schultze hob zudem die Angebote für ältere Menschen im Bütz hervor. Zuvor hatte Organisator Robert Blum von der veranstaltenden FDP begrüßt und das Thema als „äußerst wichtig“ bezeichnet.

Sandra Oswald, selbst im Rollstuhl sitzend, berichtete von den Aktivitäten ihrer Initiative „Wiesloch für alle“. Dabei hat man sich zur Aufgabe gestellt, die Alltagssituation für Personen im Rollstuhl oder jene, die mit einem Rollator unterwegs sind und auch Blinde, zu verbessern. „Die Stadt wird von Rollstuhlfahrern anders als von Leuten ohne Beeinträchtigung wahrgenommen“, berichtete sie mit dem Verweis auf „Hindernisse“ der besonderen Art wie zum Beispiel Kopfsteinpflaster. Es sei zwar schon viel geschehen wie Barrierefreiheit an so manchen Bushaltestellen, jedoch längst nicht genug. Sie dokumentierte bestimmte Gefahrensituationen anhand von Fotos und nannte Schwellen oder Pfosten als teilweise „unüberwindliche Hindernisse“. Sie sprach auch über die Zugänglichkeit behindertengerechter Toiletten und künftig werde man die Spielplätze in der Stadt unter die Lupe nehmen. „Dabei wollen wir die Zugänglichkeit für beispielsweise Rollstuhlfahrer, die als Begleitpersonen mit Kindern unterwegs sind, checken“. Ein wichtiges Projekt sei in Vorbereitung. „Wir wollen möglichst viele Geschäftsinhaber gewinnen, sich an unserer Plakataktion zu beteiligen“. Dabei gehe es darum, den Zugang zu den Geschäften zu erleichtern mit Hinweisen auf einen „begehbaren“ Hintereingang oder auch mit der Möglichkeit, dort eine Toilette zu nutzen. „Toll wäre es auch, eine Klingel anzubringen, um damit Betroffene vor der Tür abzuholen“, erläuterte Oswald. In der Fragerunde wurde angeregt, alle Angebote für Seniorinnen und Senioren zentral anzubieten, also was geschieht wann und wo.

(aus RNZ)